Infizierte Feldhasen tauchten in Einzelfällen bereits in den vergangenen Jahren auf, doch die Zahl der Fälle ist rasant gestiegen. Mitte August gab es mehrere kranke Tiere in benachbarten Bundesländern. Wenige Wochen danach gab es die ersten Fälle in Niedersachsen, im Oktober häuften sich die Zahlen vor allem im westlichen Niedersachsen. „Mittlerweile ist das Virus auch im Oldenburger Raum aufgetreten und kommt damit weiter auf uns zu“, sagt Wolfram Klöber, Hegeringleiter in Barsinghausen. Noch sei zwar kein infizierter Feldhase in Barsinghausen entdeckt worden, doch die Sorge sei groß.
Durch sogenannte Flurbereinigung und die damit einhergehende „sehr aufgeräumte Landschaft“ habe sich der Bestand grundsätzlich massiv verringert. „In der Feldmark gab es kein Gehölz mehr, es gab weniger Hecken, und so fehlten Deckungsmöglichkeiten.“
Von solchen Eingriffen habe sich die Population in den vergangenen zwei bis drei Jahren erholt, so die Ergebnisse der jährlichen Zählungen. „Es wäre besonders traurig, wenn die Bestände jetzt wieder radikal heruntergehen würden“, sagt Klöber.
Wie viele Feldhasen es in Barsinghausen genau gibt, kann Klöber nicht sagen. Nach dem Jagdbericht 2023/2024 des Landes Niedersachsen gab es in den 7233 erfassten Revieren 15,4 Feldhasen pro 100 Hektar. Das entspreche wieder dem Niveau der 1990er-Jahre, sagt Klöber.
Übertragen wird das Virus vor allem im Sommer durch Stechmücken. „Hier spielen uns die niedrigeren Temperaturen in die Karten, die die Verbreitung verlangsamen“, erklärt Klöber. Doch die Hasen stecken sich auch untereinander an. Die Landesjägerschaft teilt zudem mit, dass zwar trotz einer langsameren Ausbreitung in der kälteren Jahreszeit vollkommen unbekannt ist, wie sich die Krankheit im nächsten Jahr ausbreitet. Für Hunde und Katzen ist das Virus ungefährlich.
Um weitere Infektionsherde zu identifizieren, ist die Mithilfe der Bürger und Jäger gefragt. „Wer verendete Tiere sieht, soll unbedingt den örtlichen Jäger informieren“, sagt Klöber. Dieser sei angehalten, die Tiere einzusammeln und an das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zu schicken. Auch die Landesjägerschaft Niedersachsen gibt Hinweise. So sollen Hundehalter ihre Tiere an der Leine lassen, um Feldhasen nicht aufzuschrecken. Ähnliches gilt für Jäger: In Revieren mit Anzeichen des Virus und vermehrtem Fallwild sollten keine Hasen bejagt werden.
Die Landesjägerschaft bittet zudem in den Revieren um eine Zählung der Feldhasen, damit eine negative Entwicklung der Population frühzeitig erkannt werden kann. Denn würden die Bestandszahlen jetzt wieder einbrechen, hätte das fatale Folgen. Es würde sehr lange brauchen, bis die Natur das wieder aufbaut, sagt Klöber. Somit sei es auch ein Weckruf, weiterhin in die Lebensraumverbesserung zu investieren. „Wir haben dafür bereits Hecken gepflanzt und werden damit weitermachen.“