Der Erfolg in der Landeshauptstadt macht neugierig. Rund 20.000 Kunden haben bis September mehr als 330.000 Fahrten mit dem Sprintrad gebucht. Grund genug, das Angebot auch einmal im Umland zu testen. Den Ausschlag für Ronnenberg gab dabei einerseits der urbane Stadtteil Empelde und die Nähe zu Hannover-Badenstedt, wo die Sprinträder bereits etabliert sind, wie Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent der Region Hannover erläutert.
„Das gibt uns die Chance, unseren Service in einer kleinen Stadt mit einer anderen Besiedlungsstruktur zu testen“, sagt Rebecca Herth, Projektleiterin bei Donkey Republic. Die Idee der Üstra ist einfach: Mit den Leihfahrrädern, die zunächst vornehmlich an Haltestellen des öffentlichen Personennahverkehrs platziert sind, soll die sogenannte letzte Meile, also die Distanz zwischen Haltestelle und Wohnung, verkürzt werden. „Das kann helfen, eine Lücke in der Mobilität zu schließen“, meint Franz.
Die Nachfrage zu vergrößern und gleichzeitig die Attraktivität bei den Kunden zu steigern, erreicht die Üstra mit einem besonderen Angebot: Alle Abonnentinnen und Abonnenten (inklusive Job- und Deutschlandticket) dürfen die Sprinträder pro Fahrt mit Stadtbahn oder Bussen 30 Minuten lang kostenlos nutzen. Das gilt auch für Studierende. Wer mehrmals am Tag die Öffis nutzt, hat diesen Vorteil in gleicher Anzahl, betont Franz. Der Regelpreis für eine Ausleihe liegt sonst bei 1 Euro pro Viertelstunde.
Wer ein Sprintrad ausleihen möchte, braucht dazu die Donkey-App auf seinem Handy. Darin werden die festen Standorte der orangefarbenen Fahrräder angezeigt – und auch, wo diese wieder abgestellt werden können. Derzeit sind das 30 Plätze in allen sieben Ortsteilen der Stadt. Diese Hubs – die im Übrigen nur auf der App erkennbar, in der Realität nicht gesondert gekennzeichnet sind – sollen ein Abstelldurcheinander, wie bei den Leih-E-Scootern, verhindern. Die Aktivierung eines Sprintrades erfolgt dann mithilfe eines Gutscheincodes.
In Hannover sind die stabilen Leihfahrräder sehr beliebt. Die Stadträder verfügen über eine Sieben-Gang-Schaltung, einen Schnellspanner für eine unkomplizierte Höhenverstellung des Sattels, pannensichere Reifen und einen Transportkorb. Ronnenbergs Bürgermeister Marlo Kratzke (SPD) nutzte die Chance gleich für eine Probefahrt. „Die Räder gefallen mir sehr gut“, erklärte er. Er freut sich darüber, dass sich der Fokus in Sachen Mobilität auch auf die Regionskommunen richtet. „Verkehrswende ist eben nicht nur eine Angelegenheit der Großstädte“, sagte er und hofft, dass mit dem Angebot mehr Ronnenbergerinnen und Ronnenberger ihr Auto stehen lassen und auf die Öffis umsteigen.
Der Test ist zunächst für zwei Jahre vorgesehen. Zwischenzeitlich will Donkey prüfen, ob das Angebot ausreichend ist und die Hubs vorteilhaft platziert sind. Im Zweifelsfall will das dänische Unternehmen korrigierend eingreifen. Am Ende soll dann ausgewertet werden, ob sich das Angebot auch in Ronnenberg bewährt hat – und ob die orangefarbenen Sprinträder dem Stadtbild darüber hinaus erhalten bleiben.