Zeit und Platz für das Lernen
Seit drei Monaten wird an der neuen Grundschule an der Langen Feldstraße unterrichtet

Pausenende: Fast 400 Jungen und Mädchen werden im neuen Schulgebäude an der Langen Feldstraße unterrichtet. Foto: Dirk Wirausky
Gehrden. Nina von Zimmermann macht es sich erst einmal bequem: auf einem blauen Sofa im Lehrerzimmer. Es sei im Vergleich zur alten Schule fast ein Quantensprung, meint sie mit Blick durch den großen Raum, der Platz für etwa 40 Lehrkräfte bietet und dem eine komfortable Teeküche angegliedert ist. Durch die großen Fenster scheint die Sonne. Auch diese Herrlichkeit schätzt von Zimmermann.

Im August ist die Leiterin der Grundschule Am Castrum mit etwa 50 Mitarbeitenden und 390 Schülerinnen und Schülern in das neue Grundschulgebäude an der Langen Feldstraße gezogen. Die 59-Jährige hat wenig zu kritisieren. Das zweigeschossige Gebäude biete ganz neue Möglichkeiten, da es viel Platz und zudem zahlreiche Räume für die pädagogische Arbeit habe. „Wir können jetzt viel besser als Team zusammenarbeiten“, berichtet die Schulleiterin. Einzig eine Aula als Versammlungsort fehle ihr, gesteht von Zimmermann. Doch unabhängig davon: „Wir beginnen, uns heimisch zu fühlen“, sagt sie.

Im Mittelpunkt der Grundschularbeit stehe das pädagogische Konzept mit dem Ziel, die Kinder zum selbstständigen Arbeiten zu bringen. In dem neuen Haus hätten die Lehrerinnen und Lehrer nun mehr Zeit und Platz für das differenzierte und individuelle Arbeiten, erklärt von Zimmermann. „Die vielen Räume geben uns neue Möglichkeiten“, sagt sie beim Gang durch das riesige Gebäude.

Sehr großzügig sei es angelegt worden – auch wenn der graue Beton nicht allen gefalle und auch noch deutlich sichtbar einige Nacharbeiten nötig seien. Ein Knackpunkt ist die Balustrade. Vom zweiten Stock schaut man über eine Mauer fast zehn Meter in die Tiefe. „Dort müsste aus Sicherheitsgründen nachgebessert werden“, meint von Zimmermann. Und da das Schulgebäude nur Platz für 16 Klassen bietet, aber 18 Klassen unterrichtet werden, ist im Ganztagsbereich ein Unterrichtsraum eingerichtet worden, auch ein Kunstraum ist vorübergehend ein Klassenzimmer.

Die großen und hellen Klassenzimmer der einzelnen Jahrgänge sind zu Clustern zusammengefasst worden und haben einen „offenen Marktplatz“ mit Sitzecken und Tischen. Pro Jahrgang gibt es eine Lerninsel. Das seien keine Zonen zum Toben, betont von Zimmermann, sondern es ist ein Bereich, in dem die Kinder sich in den Pausen aufhalten können, um zu spielen, zu lesen oder sich auszuruhen; auch gemeinsame Unterrichtsaktionen finden dort statt.

Da passt es gut, dass mit Unterstützung des Fördervereins und aus dem Erlös des Abschiedsfestes im Sommer fast 1000 Euro zur Verfügung stehen, um neue Spiele anzuschaffen. Jeder Jahrgang erhält Spiele und Bücher im Wert von 200 Euro. Benutzt werden können sie in den Pausen auf den jeweiligen „Marktplätzen“. Überbracht werden die „Geschenke“ von Christin Rautenberg, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins.

Von Zimmermanns Appell an die Kinder: „Behandelt die Sachen gut. Es sind jetzt eure eigenen.“ Ihr sei es wichtig, dass die Jungen und Mädchen solche Anschaffungen auch wertschätzen. Zumal sich jeder Jahrgang die Geschenke selbst aussuchen konnte.

Und was sagen die Kinder zum neuen Schulgebäude? Die Meinungen sind geteilt. Während die einen begeistert sind von den neuen Räumen, den sauberen Toiletten und dem neuen Schulhof mit seinem kleinen Fußballfeld, vermissen andere ihr altes Schulhaus. So fand die neunjährige Anna ihre alte Schule „viel bunter und nicht so grau“. Und der zehnjährige Milan vermisst den großen Schulhof mit seinen zahlreichen Spielgeräten und Spielecken. Einem anderen Kind wiederum gefällt das neue Gebäude nicht so. Es sei ein klobiger Kasten, meint die Viertklässlerin.

Auch wenn es für die Jungen und Mädchen des vierten Jahrgangs keine Rolle mehr spielen wird: Die Grundschule Am Castrum ist eigentlich nur zu Gast in dem neuen Komplex. Denn ihre alte Schule wird demnächst abgerissen, und an gleicher Stelle wird ein neues Gebäude errichtet. 2026, so ist es zumindest geplant, ziehen Lehrkräfte und ein Großteil der Kinder wieder zurück an den alten Standort.

Erneut ein Umzug also. Von Zimmermann ist entspannt. Der Wechsel zurück werde einfacher sein. „Zumal wir dort das gleiche Raumkonzept vorfinden werden“, sagt sie. Außerdem habe man nun ja eine gewisse Routine. Aber sie gibt auch zu: „Wir machen uns bereits jetzt Gedanken darüber.“ Denn: 2026 müssen alle Grundschulen ein Ganztagsangebot vorweisen. „Und an diesem Konzept arbeiten wir“, sagt von Zimmermann.

Nina von Zimmermann wird mit ihrem Team und den Kindern in zwei Jahren die Grundschule an der Langen Feldstraße wieder verlassen und in das neue Gebäude am Castrum zurückkehren. Dort werden die Jungen und Mädchen der Grundschule Am Langen Feld und der zurzeit der Oberschule/IGS angegliederten Grundschule einziehen. Wie das geschieht und vor allem wie die beiden Schulen organisatorisch zusammengeführt werden, ist noch nicht geklärt.

Druckansicht